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Letzte Kämpfe im Ruhrkessel |
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27. bis 30. März 1945 - Auffrischung der Division im Raum Waldbröl / Schönenbach
Nach den heftigen Kämpfen der vorherigen Tage werden die Reste der 62. Volksgrenadier Division aus der Front gezogen und in den Raum Waldbröl verlegt. Dort verbleibt die Division bis man durch das LVIII. Panzerkorps den Befehl erhält, sofort an die Sieg in den Raum Betzdorf - Wissen zu verlegen.
31. März bis 8. April 1945 - Kampf um die Siegfront
Am 31. März 1945 erhielt Oberst Jüttner den
Befehl, die 62. VGD in den neuen Einsatzraum zwischen Wissen und
Betzdorf zu verlegen. Die Division verfügte noch über zwei
intakte Artillerieabteilungen die von Major Giersberg befehligt
wurden. Zudem war noch eine gut ausgerüstete Kompanie Sturmgeschütze
vorhanden. Die drei Grenadierregimenter waren als äußerst
schwach anzusehen, da diese in den vergangenen Kämpfen südlich
der Sieg relativ hohe Verluste erlitten hatten. Über Morsbach,
Alzen und Birken - Honigessen marschierte die Division in den
neuen Einsatzraum. Taktischer Brückenkommandant wurde
Oberleutnant Konrad in Morsbach, etwa 15km Lutflinie hinter der
eigentlichen Front. Den Gefechtsstand ließ Jüttner wie sein
Vorgänger, General Engel (Kommadeur der 12. Volksgrenadier
Division) in Alzen einrichten. Die ersten Teile des 183.
Infanterie Regimentes erreichten die Stellungen an der Sieg während
der frühen Abendstunden des 1. April. Die letzten Teile
erreichten die Sieg erst am 3. April. Die Regimenter bezogen
folgende Stellungen: Regt. 164 von Wissen (ausschl.) bis Mühlenberg
(einschl.), Regt. 183 von Mühlenberg bis einschließlich
Wallmenroth. Das FEB 162 und Regt. 190 stehen als Reserven zur
Verfügung und gehen im Raum Katzwinkel - Elkhausen in Stellung.
Die Divisionsartillerie zieht tief gestaffelt hinter den beiden
Regimentern unter. Regt. 164 richtet den Gefechtsstand in Mühlenthal
ein, Regt. 183 in Hof Dasberg, FEB 162 in Hof Steeg und das Regt.
190 in Hönnigen.
Am Abend des 1. April 1945 erschien Oberst Jüttner zusammen mit
Major Hübner (Ia der Division) auf dem Gefechtsstand des FEB 162
zur Lagebesprechung. Hier war die aus Köln evakuierte Frau
Irmgard Weber zugegen. Als die Lagebesprechung gegen Mitternacht
einen lauteren Geräuschpegel erreichte, bat Frau Weber die
Herren doch aus Rücksicht auf die Kinder ein wenig Ruhiger zu
sein. Dem Antwortete Jüttner, dass es jetzt nur noch wenige
laute Tage geben würde, dann wäre der Krieg zu Ende.
Etwa um den 2. April erhielt Oberleutnant Baczewski den Befehl,
einen Offizier mit einigen Unteroffizieren zur Heranführung
eines HJ - und Volkssturmbataillons abzustellen. Er stellte den
Leutnant Georg Riedel mit einigen Unteroffizieren ab. Sie
erschienen am Abend des selben Tages und meldeten, dass das HJ -
Bataillon aus 14 - 15 Jahre alten Kindern bestehen würde und das
Volkssturmbataillon nur alte Opas wären, die Leutnant Riedel
gleich nach Hause geschickt hatte. Da für diese 400 Männer
weder Waffen noch Verpflegung vorhanden waren, wurde von Major Hübner
befohlen, alle "lautlos" nach Hause zu schicken. Der
Befehl wurde ausgeführt und in kleinen Gruppen zogen alle wieder
Heim, bis auf einige Jungen, die sich in den Kompanien verkrümelten.
Diese Heimschickung wurde getarnt und man hatte erklärt, es sei
nur eine vorübergehende Maßnahme und jeder müsse in
Alarmbereitschaft bleiben.
In der Folgezeit kommt es im Divisionsbereich nur zu Waldkämpfen
bis auf zwei Ausnahmen. Zum einen das Gefecht am 2.4.1945 in
Niederhövels und zum anderen wenige Tage später zum Gefecht um
die kleine Ortschaft Steeg, gelegen an der Verbindungsstraße
zwischen Friesenhagen und Morsbach.
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MG-Stellung bei Friesenhagen Machinegun position at Friesenhagen |
Grab auf dem Ehrenfriedhof bei Friesenhagen. Grenadier Flex ist Gefallen beim Kampf um die Gemarkung Rübengarten. Grave on the graveyard at Friesenhagen. Grenadier Flex was killed in Action during the fight for district Rübengarten |
Am 1. April 1945 befiehlt Oberst Jüttner seinen Regimentern:
"...die Stellungen sind so anzulegen, dass nach aller Möglichkeit
Ortschaften auszugrenzen sind... nicht benötigte Teile werden
vorerst dazu abgestellt, entlang der beherrschenden Höhen (vorzugsweise
waldiges Höhengelände) weiteren Stellungsbau zu betreiben..."
Punkt 2 der Weisung richtet sich an die Artillerieabteilung:
"...bekämpf von nun an nur noch erkannte Feindkräfte.
Mutmaßliche Feindstellungen sind durch Artilleriebeobachter
zuvor auszukundschaften. Angreifende Feindverbände während des
Vorstoßes abwarten und nicht in bewohnten Gebieten bekämpfen..."
Beendet wird diese Weisung mit einer Danksagung an die Soldaten
der 62. VGD. Ein weiteres Schriftstück mit der Operations
Tagebuchnummer 422 enthält unter Punkt 5 folgendes: "Ab
sofort ist es unter Androhung schwerster Strafen verboten,
Genesende oder Verwundete zu weiteren Verteidigungszwecken in
vorderer Linie einzusetzen."
Diese beiden Dokumente, die durch Arthur Jüttner persönlich
unterzeichnet sind, zeigen wie sehr die Divisionsführung mir der
Bevölkerung verbunden war. Wegen diesen Schriftstücken hätte
sich Jüttner sehr schnell vor einem Kriegsgericht wiederfinden können.
Ein wichtiger Umstand auf der Weisung: Das Schriftstück trägt
keinerlei KTB - Nummern, ist somit kein offizieller Befehl, also
nur für wenige Eingeweihte bestimmt. Im Gegensatz zu sämtlichen
anderen deutschen Divisionen, die entlang der Siegfront in
Stellung gegangen waren, kam es im Bereich der 62. VGD fast
ausschließlich nur zu Waldkämpfen. Für seine Art der Kriegsführung
wurde Jüttner im April 1945 (während der Verleihung der
Schwerter im Raum Morsbach) durch seine Vorgesetzten Harpe (5.Pz.Armee)
und Botsch (LVIII.Pz.Korps) unter Berufung auf den Führerbefehl
(dem sogenannten Nero - Befehl) entsprechend bedroht. Verglichen
hierzu wurden im Bereich der 363. VGD (rechter Nachbar mit
Frontgrenze Wissen) oder 59.VGD (linker Nachbar Grenze Betzdorf /
Wallmenroth) ohne Rücksicht auf die Bevölkerung Stellungen
angelegt, Ortschaften verteidigt und gleichermaßen durch die
eigene Artillerie mit Granaten bedeckt. Ebenso war es für die Führung
der 62. VGD von Wichtigkeit, ein hohes Pensum an Menschenleben
einzusparen und zu schonen.
Das ist auch das Bild, welches amerikanische Veteranen noch heute
von dem hoch ausgezeichnetem Oberst (Ritterkreuz, Eichenlaub u.
Schwerte) kennen. Selbst bei amerikanischen Veteranen löst der
Name Artur Jüttner noch heute eine große Ehrerbietung aus.
Edward Bleeds, ehem. Soldat in der 78. US.Inf.Div (die Div. lag
der 62.VGD während der Kämpfe an der Sieg gegenüber).: "Jüttner
? Ja ein sehr guter deutscher Offizier ! Manchmal glaubte ich,
einer der besten !"
Das FEB 162 kapituliert am 16. März 1945 unter der Führung des mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnetem Oberleutnant Johannes Baczewski in Gruiten / Kreis Mettmann im Ruhrkessel.
Abbildung: Kriegsgefangenenlager auf den Rheinwiesen bei Remagen. (Dank an Paul
Kirschmann)
So erlebte Oberleutnant Kurt Schwerdt das Ende im
Ruhrkessel:
Lassen wir den ehemaligen Oberleutnant Kurt Schwerdt selbst zu
Wort kommen: "Nach den Kämpfen in Rußland verlor ich 1941
meine rechte Hand und wurde einarmig als Lehroffizier an die
Infanterieschule Döberitz versetzt. Bei dieser
Heeresausbildungsschule ereignete sich nach der Zündung eines
dann zu früh explodierenden Sprengkörpers - der den
Auszubildenden feindliches Artilleriefeuer andeuten sollte - ein
für mich folgenschwerer Unfall. Daraufhin wurde 1943 in Döberitz
auch meine linke Hand amputiert. Im Lazarett versuchte ich mir
das Leben zu nehmen, was mir wegen der fehlenden Hände nicht
gelang.
Davon erfuhr mein ehemaliger Infanterieschul -
Lehrgruppenkommandeur, Oberst Berger (später Generalmajor). Er
schrieb mir einen langen handschriftlichen Brief aus seinem
Gefechtsstand vor Leningrad, mit dem Schlußwort: "Kurtchen,
mach weiter, ich habe das Oberkommando des Heeres gebeten Dich
als aktiven Offizier zum Jurastudium zu kommandieren." So
kam ich 1943 nach Marburg / Lahn...dass sollte sich aber im
Herbst 1944 sehr schnell ändern. Als über Volksempfänger der
Erlaß und Aufruf zur Bildung des Volkssturmes verkündet wurde,
war für mich sofort klar, wenn nun auch die Kinder und die alten
Männer rann müssen, dann muß auch ich wieder zurück an die
Front ! Aus Verantwortung und Pflichtgefühl meldete ich mich bei
meinem damaligem Vorgesetztem, der mit schwerer Verwundung selbst
im Lazarett gelegen hatte. Von ihm benötigte ich eine
Empfehlung, das ich trotz meiner fehlenden Hände noch immer
Einsatzfähig bin.
Das Oberkommando des Heeres bot mir daraufhin (wegen den
Hinrichtungen im OKH nach dem Attentat auf Hitler) eine
Majorsstelle an, was ich mit den Worten ablehnte: "Verwendung
entweder in einem Infanterieregiment an der Front, oder zurück
zum Studium nach Marburg". Das OKH schickte mich daraufhin
nach Neuhammer in Schlesien zur 62. Infanterie Division, die sich
dort gerade in Neuaufstellung befand. Bei einem gewissem Oberst
Artur Jüttner sollte ich mich melden. Als ich im Oktober 1944
dort angelangt war, und mich bei Jüttner gemeldet hatte, war
dieser wegen meiner fehlenden Hände sehr skeptisch, und wollte
mich nach Marburg zurückschicken, ich machte ihm ein Angebot:
"Nehmen sie mich nur 14 Tage auf Probe, dann können sie
sich immer noch entscheiden, ob sie mich wieder wegschicken, oder
aber ob ich bleiben soll !" Jüttner nahm mein Angebot an.
Nun ging es zum erstenmal nach langer Zeit wieder raus ins Feld.
Es war Kalt, Naß und Dreckig. Die nächste Zeit wurde ziemlich
schlimm für mich, das ich mich nach einiger Zeit mit dem
Gedanken befaßte, wieder auszusteigen, und mich auf den Rückweg
nach Marburg zu begeben. Jedoch noch bevor die Frist von 14 Tagen
abgelaufen war, kam Oberst Jüttner zu mir und sagte: Sie sind
mein Mann ! Sie können bleiben und werden mein Regimentsadjutant
!"
Kurz darauf steckten wir mitten in der Ardennenoffensive im
Westen. Im Januar verteidigte unser Regiment den Abschnitt
zwischen Salmchateau und Neuville. Im Februar kämpften wir schon
um den Westwall und im März wurde Oberst Jüttner Kommandeur der
62. Division. Wir befanden uns nun seit der Ardennenoffensive auf
dem Rückzug und hatten jetzt an den Kämpfen um den Remagener Brückenkopf
teilgenommen. Irgendwann darauf lagen wir an der Siegfront
zwischen Betzdorf und Wissen. Hier kam es immer wieder zu Waldkämpfen
mit den Amerikanern, die im Bereich der Division über die Sieg
vorfühlten.
Das 164. Regiment wurde durch den Kampfverlauf der nächsten Tage
immer schwächer, und sollte für ein oder zwei Tage aus der
Front zur Auffrischung herausgelöst werden. Jedoch kam es immer
wieder zu amerikanischen Angriffen, und die Truppe, die uns
Ersetzen sollte, kam nicht pünktlich an. Während einer Nacht,
ich lag im Keller des Hauses, in dem wir unseren Gefechtsstand
hatten, kam ein Melder zu mir und sagte: "Herr Oberleutnant,
drei Häuser weiter ist ein Bataillon von der Nachbardivision
untergekommen, die wollen da übernachten und am nächsten Morgen
weiter marschieren !" Darauf rief ich den eigenen
Divisionsgefechtsstand an, und habe den Ia darum gebeten, mir
Befehl zu Erteilen, dass ich die Truppe vereinnehmen darf ! Als
man mir den Befehl erteilte, habe ich einen Melder mit dem
Divisionsbefehl rüber geschickt. Darauf kam der Hauptmann zur
mir in den Keller und sagte: "Sie können mir überhaupt
keinen Befehl geben ! Ich gehe am nächsten Morgen zu meiner
Division zurück, und melde mich da !" Ich antwortete ihm
darauf:
"Passen Sie mal auf, hier ist mein Befehl, und der gilt für
Sie, und den haben Sie auszuführen !" Er sagte, ich könnte
ihn mal sonst wo begegnen und ging raus. Ich ging hinter ihm her,
und sagte: "Ich wiederhole den Befehl meiner Division, dass
ihr Bataillon vereinnahmt ist, und hier die Stellung zu beziehen
haben !" Der Hauptmann ging immer weiter und ich hinter ihm
her und habe gesagt: "Herr Hauptmann, ich zähle bis drei !
Dann schlage ich zu !" Dann habe ich bis drei gezählt, und
habe ihm von hinten meine Holzhand auf die Nase gewuchtet. Aber
der hatte in der Dunkelheit gar nicht gesehen, das ich eine
Prothese hatte, und dachte wohl, da kommt ein Offizier und haut
mir mit einem Holzknüppel einen über die Schnauze, und das
macht man nicht unter Offizieren ! Darauf zog er seine Pistole,
und wollte mich erschießen. Gott sei dank kam mein Regimentsarzt
hinter mir her und nahm seine Taschenlampe, und leuchtete auf den
Hauptmann mit der Pistole in seiner Hand. Erst da steckte er die
Waffe weg, sonst hätte er mich wohl erschossen ! Danach hatte
sein Bataillon unsere Einheit abgelöst, und wir wurden für eine
kurze Zeit zur Auffrischung aus der Front genommen.
Da wir eigentlich nach fast jedem Angriff der Amerikaner schnell
zerfleddert waren, mußten wir immer in der Nacht zurück, und
versuchen eine neue Stellung aufzubauen. So sah das Bild der nächsten
Tage aus. Am 17. April waren wir schon bis nach Wuppertal /
Vohwinkel zurück gedrängt worden, und das Regiment 164 war nur
noch ca. 30 - 40 Mann stark. Als dann der Ruhr - Kessel gefallen
war, erhielten wir den letzten Divisionsbefehl:
Freiwillige sollten aus dem Kessel auszubrechen und in Fulda (wo
zu diesem Zeitpunkt schon die Amerikaner waren) sammeln. Ich
hatte die Reste des Regiments in Zweier - Gruppen aufgeteilt,
dann ging es los.
Schon wenige Tage später war für mich der Krieg zu Ende, denn
es war mir gelungen, mich nach Marburg, der Stadt meiner
Studienzeit, durchzuschlagen. Aber wie, das sei hier noch erzählt.
Der Ruhrkessel war klein und eng geworden. Etwa 40 Unteroffiziere
und Soldaten lagen um meinen Gefechtsstand herum und warteten auf
den letzten Angriff der Amerikaner. Wir wollten den letzten von
mir weitergegebenen Divisionsbefehl befolgen und in
Kleinstgruppen aus der amerikanischen Umklammerung ausbrechen.
Ich tat mich mit einem 16jährigen Volkssturm - Jungen zusammen
und befahl ihm im Wald kurz vor den amerikanischen Linien, er
solle mir meine, sowie auch seine Uniform ausziehen und alles
eintauschen in der am Stadtrand von Vohwinkel liegenden Gärtnerei,
gegen 2 Hemden für uns, eine kurze Jungenhose für ihn und eine
Männerhose für mich. Der Gärtner und seine Frau waren
einverstanden, zumal auch mein Ledermantel dabei war. So lagen
wir dann neu eingekleidet am Waldrand in Deckung und sahen 600 m
vor uns auf freiem Feld amerikanische Panzer stehen, dazwischen
und dahinter Infanterie, bereit zum letzten Gefecht. Bevor der
erste Schuß fiel, wollte ich raus aus dem Schlamassel und befahl
dem Jungen: "Siehst du den Panzer da vor uns, auf den gehen
wir direkt drauf zu !" Er: "Jawohl Herr Oberleutnant
!" Zunächst passierte gar nichts, - wir waren ja zwei
Zivilisten. Als wir 200 m vor "unserem" Panzer waren,
drehte sich das Kanonenrohr, und zwar genau auf uns zu. Uns
beiden ging der "Arsch auf Grundeis", wie wir damals zu
sagen pflegten. Als ich merkte, dass der Junge sich "in die
Hose scheißen" wollte, schrie ich ihn an - mir ging ja auch
"die Muffe": "Wir singen jetzt ein Lied !"
Daraufhin er, ganz kleinlaut: "Welches denn, Herr
Oberleutnant ?" Ich überlegte, dann schrie ich: "Das
Wandern ist des Müllers Lust, 3, 4 !" Nach den ersten zwei
Zeilen schrie ich: "Lauter !" Daraufhin - wir waren bis
auf 50m an "unseren" Panzer herangekommen - ging die
Panzerklappe hoch und ein Captain stieg aus, ging auf uns zu, um
uns zu vereinnahmen (auch "Zivilisten" im dienstfähigen
Alter wurden im Ruhrkessel in die überfüllten Gefangenenlager
verbracht). Und nun das letzte militärische Kapitel:
Als ich in Hemd und Hose auf den Captain zuging, bemerkte ich,
wie er fasziniert auf meinen linken Armstumpf und meine rechte
Holzhand guckte. Er wollte sprechen, aber es verschlug ihm die
Sprache. In diesem Moment reagierte ich spontan: "Captain,
you have a Cigarett for me ?" Er guckte immer noch auf meine
fehlenden Hände, faßte unwillkürlich in die linke Tasche
seines Uniformhemdes, holte eine braune Viererpackung "Philipp
Morris" - ich weis es heute noch ganz genau - heraus reichte
sie aber noch nicht zu mir rüber. Daraufhin griff ich zu, nahm
ihm die Schachtel mit meinen Prothesenfingern aus der Hand und
sagte: "Captain, I thank you very much !", faßte den
Jungen unter den Arm, und wir gingen unbehelligt von den
Panzerbesatzungen und den dahinter liegenden, einigen hundert auf
ihren Angriffsbefehl wartenden Infanteristen durch die
feindlichen Linien.
Mit einem in Wuppertal geborgten Fahrrad fuhr ich zwei Tage lang
bis ich wieder in meinem so sehr geliebten Marburg war.
Dass ich dahin unversehrt zurückkehren durfte, daran habe ich in
den letzten Kriegsmonaten nie gezweifelt, trotz der 16
Nahkampftage, die mir Oberst Artur Jüttner in mein heute noch
vorhandenes Soldbuch eintragen ließ: "Ohne Hände !"
Der Gegner
an der Sieg
Auch in Englisch
Also in Englisch