Kurt im Alter von 3 Jahren

In bester Erinnerung!

Am 9. Mai 2007 verstarb in Biedenkopf mein guter Freund

Kurt Schwerdt

im Alter von 87 Jahren.

Oberleutnant und Bürgermeister a.D.

*1919           +2007

 


2006 bei Kurt in Biedenkopf.

Kurt wurde am 22.12.1919 in Thale im Harz als Sohn des Bahnhofsvorsteher Emil Schwerdt geboren und wuchs in Biederitz bei Magdeburg auf. Er besuchte das Wilhelm Raabe Gymnasium in Magdeburg und machte 1939 das Abitur. Gleich seinem Vater wollte er ebenfalls in die Armee eintreten um dort die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Zuvor musste er jedoch noch die Dienstzeit beim Reichsarbeitsdienst in Ziesa ableisten.

Den Wehrdienst begann Kurt darauf bei dem Infanterieregiment 66 in Burg bei Magdeburg, welchem auch sein Vater während des 1. Weltkrieges angehörte. Hier hieß es häufig: "Schwerdt! Vortreten! Der Kompanie zeigen wie exerziert wird!" Im Frühsommer 1939 wurde er bereits Berufssoldat, damit waren die Weichen für seine Karriere in der Wehrmacht gestellt. Mit dem 66. Infanterieregiment erlebte Kurt den Polenfeldzug und wurde am 1.4.1940 zum Gefreiten befördert. Gleich zu Beendigung des Frankreichfeldzuges erfolgte die Beförderung zum Unteroffizier mit Datum des 1.6.1940. Bereits nach einem halben Jahr erfolgte besuchte Kurt den Offizierslehrgang bei der 11. Inspektion der Lehrgruppe IV, hier erwarb er sich das Offizierspatent und wurde darauf am 1.2.1941 zum Leutnant befördert. Nun wurde er versetzt in die 9. Kompanie des Infanterieregimentes 497 und übernahm dort die Stellung eines Zugführers und nahm am Russlandfeldzug teil. Während dieser Zeit jedoch erwarb sich Kurt Schwerdt das Infanteriesturmabzeichen, das Eiserne Kreuz in beiden Stufen und das Verwundetenabzeichen in Silber. Am 26. Juli wurde er erstmalig Verwundet und bereits am 3. August 1941 ereilte Kurt in der Nähe des Dorfes Pietrowice das schwere Schicksal und er verlor durch Granatsplitterverletzung seine rechte Hand, zusätzlich hatte eine Gewehrkugel seinen Oberschenkel durchbohrt. Es erfolgten 16 Operationen in den Lazaretten in Pulawy, Radom, Meerane und Schierke um die stark verletzte Hand doch noch zu Retten.

Nach Genesung versah Kurt den Dienst bei der Heeresausbildungsschule in Döberitz bei Berlin und wurde am 1. Februar 1943 zum Oberleutnant befördert. Hier unterstand er als Adjutant seinem ehemaligen Kompanieführer aus dem Frankreichfeldzug, Major Horst Kolrep. Später wurde Kurt Schwerdt auf dessen Bitten der Aufgabenbereich übertragen, als Lehroffizier die Ausbildung der neuen Rekruten im Umgang mit scharfer Munition im Frontbereich zu überwachen und durchzuführen. Hierbei ereignete sich dann am 4. Mai 1943 das zweite folgenschwere Unglück für Kurt: beim Zünden eines Darstellungskörper für Artilleriemunition kam es zum Funkenübersprung und der Sprengkörper detonierte gleich auf der Stelle und zerfetzte Kurts verbliebene linke Hand und zog ebenfalls noch die verstümmelte rechte Hand arg in Mitleidenschaft. Am 2. August 1943 erfolgte dann nach einer ganzen Reihe Operationen die Totalamputation der linken und rechten Hand. Im Lazarett versuchte er sich das Leben zu nehmen, was aber wegen der fehlenden Hände nicht gelang. Als er wieder auf den Beinen war, begann er in Marburg als aktiver Offizier mit dem Jura-Studium.

Im Herbst 1944 erfolgte der Aufruf zur Bildung des Volkssturmes und Kurt Schwerdt meldete sich aus Verantwortungsgefühl heraus - mit Unterstützungsschreiben seiner ehem. Kommandeure - wieder freiwillig zurück an die Front. Er wurde darauf nach Neuhammer in Schlesien beordert, wo sich zu diesem Zeitpunkt die 62. Volksgrenadier Division in der Neuaufstellung befand. Hier wurde Kurt zum Adjutanten im Regiment 164 unter Oberst Arthur Jüttner. Mit diesem Regiment nahm Kurt Schwerdt an den Kämpfen während der Ardennenoffensive, dem Rückzugskampf bis hinter den Rhein, Brückenkopf von Remagen und dem Ruhrkessel teil. In dieser Zeit erwarb er sich durch Teilnahme an 16 Nahkampftagen noch die Nahkampfspange in Bronze und zudem die selten Ehrenblattspange. Weiter wurde er durch Oberst Jüttner, der zum Schluss die Divisionsführung übernommen hatte, noch zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold und des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuzes eingereicht.

Aus dem Ruhrkessel entkommen, nahm er bald wieder das Jura-Studium in Marburg auf und arbeitete später als zunächst als Anwalt und seit 1954 in Biedenkopf als Bürgermeisters der Hessischen Gemeinde. Seine Legislaturperiode überdauerte 18 Jahre und seinem persönlichem Einsatz war es zu Danken, das als erstes eine Stadt östlich des Rheins mit einer französischen Stadt Verschwisterung feierte. Dieses Unternehmen wurde ohne jegliche Unterstützung der damaligen Bundesregierung unternommen und war ein Abenteuer, dessen Ausgang ungewiss war. Es wurde unter Kurt Schwerdt als Bürgermeister mit La Charite in Frankreich, Oostduinkerke in Belgien und mit Cogoletto in Italien verschwistert.

Sein Augenmerk war es, ein gemeinsames Europa zu erschaffen. 1972 verabschiedete sich Kurt Schwerdt aus gesundheitlichen Gründen von der Stadt Biedenkopf und zog um nach München, wo er erneut als Anwalt tätig wurde. 1987 kaufte er sich dann ein Haus in Biedenkopf, in dem er bis zu seinem Ableben gewohnt hat. Kurt verdiente sich in seinem Leben eine Anzahl von Titeln die Teils gegensätzlicher kaum sein konnten, darunter der Oberleutnant der Wehrmacht, der Rechtsanwalt gefolgt vom Bürgermeister und während der Entwicklungsstufe des Bürgermeisters erfolgte der letzte Titel, zu dem es keine Ausbildung, Urkunde oder Ähnliches gibt: es handelt sich um den überzeugten Diener Europas!

Das Leben des Kurt Schwerdts ist das vom hoffnungsvollen und patriotischem jungen Offiziers zum bekennenden und pazifistischem Europäer! Dieser ehemalige deutsche Soldat, der keine Waffe mehr führen konnte, aber Kraft seiner Persönlichkeit den Kampfwert einer ganzen Kompanie hatte, wurde Bürgermeister von Biedenkopf, und erhielt wegen seiner Verdienste um Europa das Ehrenkreuz des Europäischen Frontkämpfer-Verbandes. Er erwarb sich ohne Hände noch das Reiterabzeichen und machte 1949 den Motorradführerschein.

Ich habe Kurt Schwerdt 1997 kennen lernen dürfen und wenig Zeit später schon verband uns eine herzliche Freundschaft. Viele Menschen werden nicht mehr das Glück haben, diesen Mann kennen zu lernen, viele Andere vor mir hatten aber bereits schon das Vergnügen oder die Ehre oder mit welchen Worten man dieses beschreiben könnte. Gerne werden sich meine Familie und ich mich wieder an die vielen Treffen bei Kurt zu Hause erinnern. Oft wurde herzhaft Gelacht, manches Mal wurde über Trauriges gesprochen. Aufs herzlichste wurden meine Familie und immer wieder ich bei Kaffee und Kuchen empfangen und waren natürlich oft in Biedenkopf zu Gast. Kurt berichtete gerne aus seinem Leben, seiner Jugend und der Zeit vom Mannwerden. Die Gespräche wurden mal Väterlich, mal von Freund zu Freund geführt, es gab Ratschläge, es gab Kritiken. Während unserer Treffen entwickelte sich eine Freundschaft, wie es sie Heute nur noch selten gibt: Eine Freundschaft, die Generationen überbrückte.

Tot ist nur der, der Vergessen ist!

Kurt! Meine Familie und ich werden immer an Dich denken!

 Du warst mehr als nur ein Zeitzeuge! Du warst immer ein Freund!

Danke für alles was Du für uns getan hast!

Ruhe in Frieden!

 

Ralf Anton Schäfer mit Nicole und Marvin

Grabrede anlässlich der Beisetzung am 29.05.2007

...als Angehöriger des RADs als Rekrut im Infanterieregiment 66 Nach Verlust der rechten Hand
Der Oberleutnant Kurt Schwerdt Der Anwalt Kurt Schwerdt Der Bürgermeister bei seinen
Amtsgeschäften

Und in seinem privatem Wohnzimmer

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