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Leutnant Wurms Beitrag zur 62. VGD Leutnant Wurms account to the 62nd VGD |
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Der folgende Beitrag ist mit Hilfe einiger Niederschriften, Briefwechsel, Treffen und Telefonate mit dem ehemaligen Leutnant Gerhard Wurm, damals Zugführer in der 3. Kompanie des Grenadierregimentes 164 entstanden und gibt einige Details zur Aufstellung auf dem Truppenübungsplatz in Neuhammer und zum Angriff in der Eifel...
September 1944 |
Zum Abschied war meine Familie am Bahnhof versammelt, denn wusste ja niemand, ob ich als den Krieg überstehen werde. Mit dem Zug von Schwerin nach Berlin und über Breslau weiter nach Neuhammer. Wir erreichen Neuhammer am Morgen des 20. September. Gleich nach Ankunft und erster Meldung haben wir nur wenig Zeit um uns in der neuen Unterkunft einzurichten. Hier herrscht hektisches Treiben, jeden Tage kommen viele neue Soldaten. Alle werden gleich in Kompanien aufgeteilt - und das Chaos behält Oberhand, so passiert es, dass Soldaten heute in die 3. Kompanie des Regimentes 164 gesteckt werden und bereits Morgen als Angehörige der 7. Kompanie im Regiment 190 geführt werden. Es dauert knapp eine Woche bis dieses Chaos beseitigt ist und die Division wenigstens im Stamm funktioniert. Die Schreiber in den Stuben haben viel Arbeit damit, die Listen für die Erkennungsmarken zu erfassen.
Regimentskommandeur ist der Eichenlaubträger Oberst Jüttner, sein
Adjutant wird ein Krüppel, dem beide Hände fehlen. Dieser wird von der
Truppe natürlich nur mit aller Skepsis beobachtet. Auch werden Wetten
darauf abgeschlossen, wie lange er wohl durchhalten wird. Kommandeur des
Bataillons wird Hauptmann Hebel, Kompaniechef Oberleutnant Bachmann. |
Oktober 1944 |
Es Regnet wiederholt und während der Nächte wird es bitterkalt. Das I.
Bataillon des Regiments liegt in fast offener
Stellung und soll den aus einem Wald angreifenden Feind - II.
Bataillon - abwehren und zum Gegenangriff übergehen. Stundenlang üben
wir dieses Szenario. Müssen immer wieder neue Stellungen beziehen um
dann dort gegen Feind heraus zu brechen. Augenmerk sollen wir Ausbilder
haben auf Soldaten die gute mit der Waffe umgehen können, da diese dann
eine gesonderte Ausbildung im Scharfschützentraining erhalten. |
November 1944 |
Wir
erhalten hohen Besuch. Generalfeldmarschall Busch und andere - darunter
auch Axmann - wollen die Leistung der Division vorgeführt bekommen. Das
bedeutet für uns: Putzen was das Zeug hält. Alles muss glänzen und auf
Vordermann gebracht werden. Jeder Mann muss genau wissen, wann er was zu
tun hat. Stundenlanges Exerzieren, am nächsten Tag geht es auf den
Truppenübungsplatz. Der Divisionskommandeur sowie die Generalschaft ist
mit unseren Leistungen sehr zufrieden. Einer der Kommandeure hielt eine
Rede über den hervorragenden Zustand der Division und gleichzeitig
sprach er uns hohe Anerkennung aus über die vollbrachten Leistungen in
solch kurzer Zeit einen so gut funktionierenden Verband aufzustellen. Es
war die Rede davon, dass wir - die neue 62. Division - die Leistungen
und ehrenvollen Traditionen der alten Division, der Mondscheindivision,
weiterführen werden, zudem bekamen wir richtig gutes Essen. Abends noch
Ausgabe von Rindfleischkonserven und 24 Zigaretten. |
Dezember 1944 |
Vom 14. Dezember an bezieht die eigene Division und weitere umliegende Truppenteile frontnähere Stellungen. In kleinsten Gruppen zu Fuß - maximal 5 Mann während des Tages - und in größeren Verbänden wird während der Nacht nach Westen verlegt. Unser Weg führt über Oberlauch / Wald in den Raum Pronsfeld - Watzerath, wo wir sofort "Unsichtbar" werden sollen. Vieles, was draußen erledigt werden musste, geschah abends oder morgens in der Dämmerung. Es hieß: "Morgen in der Frühe geht es in Richtung Frankreich!". Der 15. / 16. Dezember 1944 rückt heran, Tage die wir Soldaten nie vergessen werden, nie vergessen können. Wir verbringen eine Nacht voller Ungewissheit im Gemeindehaus. Um 4. Uhr ist wecken und eine viertel Stunde später gefechtsbereites Antreten. Die Männer stehen vor Gemeindehäusern und auf den Marktplätzen, Wege sind verstopft und Ansammlungen aller Waffengattungen anzutreffen. Es geht zu wie in einem Ameisenhaufen, alles wartet auf den alles entscheidenden Befehl. Überall wurde zum Aufbruch gerüstet. Zwischendurch war Essensempfang, überprüfen der Waffen und weiteres Aufmunitionieren. Etwa um 4.30 Uhr erfolgte Befehlsausgabe durch den Regimentskommandeur, wenig später bricht der Feuerzauber los. Die eigene Artillerie zerfetzt mit lauten Schlägen aus allen Richtungen die Ruhe der Nacht. Eine gewaltige Feuerwalze muss über die Amerikaner hereinbrechen. Scheinwerfer erleuchten und Bahnen den angreifenden Grenadieren ihren Weg durch die Dunkelheit. Inzwischen wird auch das Schießen von der anderen Seite stärker. Wir warten nur noch auf unseren Befehl zum Angriff, der aber erst später erfolgen soll. Ganz vereinzelt geht leichtes Artilleriefeuer der Amerikaner in der Umgebung nieder, dieses nehmen wir kaum war. Gegen etwa 7.00 Uhr müssen auch wir dann zum Angriff übergehen. Ziel des Angriffs ist Saint Vith. Um diese Stadt möglichst schnell einzunehmen, sollten die Regimenter 183 und 190 den Weg bahnen und eine Schneise in die Front brechen. Wir sollten dann durch den überrannten Raum vorwärts dringen und auf St. Vith marschieren. Bereits nachdem Habscheid überschritten wird, schlägt uns heftiges Feuer entgegen und das Bataillon wird immer mehr in die Breite ausgedehnt und hat größere Schwierigkeiten auch nur die ersten Tagesziele zu ereichen. Da hauptsächlich aus nördlicher Richtung von Grosslangenfeld her schweres Feuer entgegenschlägt, wird eine verstärkte Kompanie zur Unterstützung des Regimentes, welches dort im Kampf steht, abgestellt. Das Los trifft uns, da wir am nächsten am Ziel dran sind. Entlang der Straße von Eigelscheid aus stoßen wir in nördliche Richtung auf Grosslangenfeld vor und erhalten so schweres Feuer von 37mm Kanonen, Mörsergranaten leichten- und schweren Infanteriewaffen, dass wir uns gleich in den Wald zu unserer rechten und in das Bachtal links zurückziehen müssen. Zur gleichen Zeit wurden die Amerikaner aber noch immer von Westen her angegriffen durch Teile des Regiments 190, welches bereits auf der bewaldeten Höhe 508 stand. Ein Melder der benachbarten Kompanie bringt Befehle zur Abstimmung des nächsten Angriffes, der nun fast zeitgleich starten soll. Damit wird den Amerikanern die Möglichkeit genommen, konzentriert in einer Linie zu verteidigen und er wird zur Aufgabe gezwungen. Der Angriff soll durch unsere Kompanie eingeläutet werden, und 5 Minuten danach greift dann die Kompanie von der Höhe 508 an und soll in den Ort eindringen. Auch dieses Vorhaben misslingt. Der Widerstand ist heftiger als erwartet und wird taktisch sehr gut koordiniert. Die Verteidiger sind immer und überall und wehren eine Angriffswelle nach der anderen ab. Nachdem wir schwerste Verluste erlitten haben, kommen Gerüchte auf, dass wir mit zwei Kompanien gegen ein ganzes Bataillon angetreten sind. Bis zum späten Abend ist es nicht Möglich in die Ortschaft einzudringen und der Kampf geht unerbittlich weiter bis etwa um 10 Uhr, als ein amerikanischer Panzerwagen von einer Panzerfaust getroffen wird und anfängt zu brennen. Als dann "Ruhe" Einzug erhält, will ich die Stellung nicht verlassen da noch jede Bewegung unter Feuer genommen wird und hoffe auf ein weiteres Nachlassen des Feuers, denn bei etwas ruhigerer Front will ich unbedingt nach den Resten meines Zuges sehen. Gegen 1 Uhr am Morgen wird es dann tatsächlich ruhiger und es fallen nur noch vereinzelt Schüsse. Ich krieche in beiden Richtungen die Stellung ab und treffe auf eine Großzahl Verwundeter und Gefallener in ihren Schützenlöchern. Von meinem Zug ist nicht mehr viel übrig geblieben, nur noch etwa 8 Mann sind kampffähig, und der Großteil der Munition wurde verschossen. Unter diesen Umständen erwarten wir den nächsten Morgen in Eiseskälte. Gleich mit dem Morgengrauen werden die Angriffe wieder aufgenommen. Die Schlacht nahm grauenhafte Formen an, denn nun konnten wir die Körper der am Tag zuvor und während der Nacht gefallenen Kameraden sehen, die merkwürdig erstart waren, durch den Frost in ihrem Todeskampf konserviert worden und den Schnee im Umfeld rosarot färbten. Einige sahen aus als würden sie nur schlafen, Anderen war aber der Tot mit aller Schrecklichkeit sofort anzusehen. Nur noch ein Antreten und kurze Befehlsausgabe. Jeder in der "Kompanie" weis was er zu tun hat... und wir attackieren aus dem Wald wieder unser altes Ziel. Als ich plötzlich Mündungsfeuer erkenne, ist es auch schon zu spät. Ich versuche noch mich in den Schnee, auf den aufgewühlten Boden zu werfen, aber werde noch während der Fallens von Zwei Geschossen vom Kaliber 30 in der Brust erwischt. Meine Versuche, noch in den Wald zu kriechen, werden durch meine mich verlassenden Kräfte vereitelt. Für mich ist der Krieg hiermit zu Ende. Ich erwachte nach 3 Tagen im Lazarett in Daun, hier komme ich auch in Gefangenschaft als die Amerikaner am 6. oder 7. März 1945 die Stadt nach Gefechten mit der deutschen Truppe einnehmen. Das Unternehmen "Ardennenoffensive" brachte nicht den erhofften
Erfolg. Von meiner Kompanie selbst habe ich nur einen Kameraden wieder
getroffen, Josef Graf, welcher bereits am 17. Dezember nachmittags in
Gefangenschaft geriet. In Gesprächen mit anderen Divisionskameraden
erfuhr ich Jahre nach dem Krieg, dass unsere Kompanie zu fast 90 %
aufgerieben worden war und dem heftigsten Widerstand im
Bataillonsbereich zu brechen hatte. Die Verteidiger der Ortschaft waren
in der Unterzahl und bereits schwer angeschlagen durch die
Feuerüberfälle der Artillerie. Dennoch haben Sie erbitterten und
hinhaltenden Widerstand geleistet, an dem 2 komplette Kompanien
scheiterten. Diesen Amerikanern kann ich nur all
meinen Respekt zollen. |
Weihnachten 1944 | Zweite Operation im Lazarett in Daun. |
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Antreten während der Truppenparade im November. |
Übungstag auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer. |
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Zwei Ritterkreuzträger im Gespräch: Jüttner, links,
neuer Kdr. 164 und Faasch, rechts, letzter Kdr. 164 |
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The following Report is made with the help of records, correspondence, meetings and phonecalls with the former Leutnant Gerhard Wurm, at that time Platoonleader in the 3rd Company of the grenadierregiment 164 and gives further details for the newbuilt on the military training area in Neuhammer and to the Attack in the Eifel.
September 1944 |
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October 1944 |
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November 1944 |
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December 1944 |
The official history of the 62nd VGD states the
following: Again the official History: The "Ardennenoffensive" did not bring the hoped-for
success. Apart from me, I have only met one surviving member of the
company, Josef Graf, who was captured around noon of December 17th. In
conversation with other comrades of the division, I learned years after
the war, that our company was up to 90% destroyed and was sent to break
the toughest resistance faced the hardest fighting in the bataillon’s
area. The defenders of the town were outnumbered and already shattered
by our artillery fire. Nevertheless they fought bitterly and held out
beating back the attack of 2 full companies. To these American soldiers
I can only pay my fullest respect. |
Weihnachten 1944 | Second operation in hospital in Daun. |
Allerbesten Dank für die Übersetzung geht an Erich Craciun...Very best thanks for the translations goes to Erich Craciun...